Zur Präsentation des WATTENBERGER DORFBUCHS am 3. Juli 2021 am Wattenberg meine Worte als Co-Autor zum Beitrag
'Die Wilde Lizum'
"... Ein ‚Mentor’ für mich, für die Lizum und das Wattental zu engagieren und darüber einen Beitrag im neuen WATTENBERGER DORFBUCH' zu
schreiben war der Universalgelehrte Hippolyt Guarinoni, Stadt- und Stiftsarzt in Hall, Architekt und Baumeister der Karlskirche, und ein großer
Botaniker - sein Herbarium umfasst 600 Pflanzen aus unserer Region Volder – und Wattental. Guarinoni wird als einer der ersten Alpinisten gewürdigt, weil er - so wörtlich in seinem Bericht - ‚gehabter Lust wegen’ ins Gebirge
gewandert ist. Diese Bergwanderung unternimmt Guaronni von der Stiftsalm
aus zum Naviser und Mölsjoch, „wo wir den einen Fuß in das orientalische, den anderen in das okzitentalische Tal hängen ließen“. Beim Abstieg ins Mölstal schwärmt Guarinoni von den besten Saiblingen im Mölssee.
Eine schulische Exkursion führt uns auch zu diesem Mölssee, den unser Biologie-Prof. Dr. P. Paul Gutmann für seine Dissertation erforscht hat, wonach der See „das lichtdurchlässigste Gewässer Österreichs“ ist.
Erkundung und Erschließung der Lizum mit drei besonderen Marksteinen
1. Der Haller AV wird 1884 gegründet. Sein Ehrenmitglied Oberst Friedrich Nürnberger unternimmt 1895 mit 12 Kaiserjägern die 1. Militärische Skitour: Von Hall über Vögelsberg nach Walchen, dort Nächtigung, anderntags in die Lizum hinauf und zum Klammjoch, mit Ski-Abfahrt nach Navis und Fußmarsch zurück nach Hall. Ein erster Markstein in der Skitourengeschichte.
2. Kunstmaler Alfons Siber, auch AV-Mitglied, ist um 1900 auch ein vielseitiger Sportler. Schon ab 1895 wird er mit seinen Skitouren am Glungezer, zur Largoz, im Volder- & Wattental und als einer der ersten Skilehrer zum Pionier des gerade populär werdenden Schneeschuhlaufs.
3. Lizumer Hütte - Bald nach Gründung plant auch der Haller AV den Bau eines eigenen Schutzhauses. Wegen des eigenen Betreuungsgebietes vom Glungezer bis ins Weertal will man in der ‚Wilden Lizum’ für Bergler und Skiläufer eine Unterkunft schaffen. Die Almbauern waren schon damals sehr gute Verhandler, zehn Jahre dauert es bis zum Bau des Lizumerhauses 1911. Als eine der Auflagen wird ein Pferdetauglicher Weg von Melang in die Lizum hinauf gebaut, der spätere Zirmweg. 1912 wird die Lizumerhütte eingeweiht.
TuXer Karte
Zeitgleich
zeichnet der Haller AV-Vorsitzende Oberst Rudolf Czelechowsky die erste Tourenkarte der TuXer Alpen und baut ein großes Tirol-Panorama. Es gab also schon damals sehr gutes Einvernehmen mit dem Militär. Damit sind die besten Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Lizum als vielseitiges Wandergebiet und Gelände für Skifahrten
gegeben - bis heute. Die Lizumerhütte wird bald zu klein, die Chronik vermerkt, ‚dass der Großteil der
Nachtler aus Bayern komme’ – auch das ist bis heute fast so geblieben.
Rückschlag
1933 wird die Lizumerhütte daher großzügig erweitert. 1938 der große Rückschlag, nachdem die Nazis Almen und Hütte faktisch enteignen. Erst ab den Siebziger Jahren erwirbt sich die Lizum wieder über Tirol hinaus ihren guten Ruf als Skitourengebiet. Um die Jahrtausendwende erobert das neue Weitwandern die Lizum, sodass der AV die Hütte 2006 saniert und erweitert. Durch die Lizum führen 12 inter- und nationale Wanderrouten, zB. München – Venedig; Triest – Monaco; Olympia Weg - Inntaler Höhenweg. Damit ist ein großer Aufschwung im Tal wie auch auf der Hütte zu verzeichnen.
'Di TuXa'
Mein Buch ‚Di TuXa’ und das neue Dorfbuch ergänzen sich wunderbar. Das eine beleuchtet das engere Gemeindegebiet und das Tal, das andere schaut über Klammjoch und Junsjoch in die TuXer. Ein Buch über die TuXa wär undenkbar, ohne auf Berge und Täler, besonders auf das Volder- und Wattental, näher einzugehen, die, wie der Glungezer, eine dichte Fülle an Themen und Geschichten aufweisen.
Mein Anliegen ist es, die eher unscheinbaren und nur als ‚Voralpen’ titulierten TuXa aus ihrem Schattendasein zu holen. Sie sind ein großer Schatz; den man aber wertschätzen und hüten muss, um ihn zu bewahren. Die TuXa sind in ihrem Kern nahezu unerschlossen. Diese wunderbare Natur- und Kulturlandschaft ist markant geprägt von einer großflächigen Almenlandschaft mit intakter Almbewirtschaftung, eine der größten Tiroler Almenregionen. Diese gilt es besser zu schützen, damit sie weiter betrieben werden kann. Zu diesem Anliegen stehen Alpenverein, Tiroler LV und die Sekt. Hall.
Alle sind eingeladen, der Lizum wie den TUXERN diese Wertschätzung entgegenzubringen. Und dafür etwas beizutragen, wie es der Verein LEWAL vorbildlich macht. Mit anderen Worten: ‚Es muss einfach etwas passieren, damit nichts passiert!’
Mein Buch ‚Di TuXa’ hat ca. 400 Seiten, ca. 600 Fotos. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, damit erspare ich mir 600.000 Worte – wenn Sie es lesen!